Prinz Friedrich von Homburg (Resi 2015)

R: David Bösch, D: Shenja Lacher, Oliver Nägele, Franz Pätzold, Johannes Zirner, Aufführung am 3. Oktober 2015

Ein paar Buhs gibt es, vereinzelt und eher schüchtern, aber Shenja Lacher strahlt das einfach weg. Besiegt, dieser Homburg, und besiegt die Zweifel, die die Kritik nach der Premiere gesät hat. Prinz voll Humbug hatte Spiegel Online gelästert. Ein steifer Klassiker, mit einer Sprache von gestern und einer Hauptfigur, die auf der Stelle tritt. „Artig“, sagte Sven Ricklefs im Deutschlandfunk (und meinte langweilig), und Christine Dössel schrieb in der Süddeutschen Zeitung sogar von der Wiedergeburt des „guten, alten Stadttheaters“. David Bösch habe sein einst so „heißes Herz“ an einen „braven Routinier“ verloren und Shenja Lacher nicht gesagt, wie er zu spielen habe. Dössel mäkelte gleich noch an der Netzwelt nebenan im Cuvilliés-Theater herum und wusste auch, wie alles zu erklären ist: Angst vor den neuen Kammerspielen.

Unsinn, das alles. Dieser Prinz ist einfach auf den Punkt gebracht und fast durchgängig großartig besetzt. Fast, weil: Friederike Ott. Die Buhs. Kaum zu glauben, dass Lacher dieser Frau verfällt. Auch über die Kleist-Sätze kann man streiten. „Er braucht des Arztes“. Das braucht es nicht wirklich. Andererseits: So bleibt der Prinz in seiner Zeit – und hat uns doch so viel zu sagen. Es geht um Macht und um die Regeln, die diese Macht am Leben halten. Um Chefs, um Aufsteiger und um Strategien, solche Hierarchien zu kippen oder zu zementieren. Langweilig? Keine Sekunde. Routiniert inszeniert? Vielleicht. Dem Abend tut es aber gut, dass es nur ein paar mal knallt und donnert und alle ernsthaft bei der Sache sind. Anschauen und mitstreiten.