Drei Schwestern (Resi 2015)

R: Tina Lanik, D: Valerie Pachner, Hanna Scheibe, Juliane Köhler, Markus Hering, Shenja Lacher, Katrin Röver, Götz Schulte, Aufführung am 30. März 2015

Doch, doch, es gibt so etwas wie Glück. Tina Lanik weiß das hoffentlich. Einen Tschechow mit zwölf Sprechrollen inszenieren dürfen und dann diese Auswahl haben. Wo jedes Provinztheater an seine Grenzen stößt, fängt das Resi erst an. Hering und Lacher, Schulte, der junge Zirner. Und dann die Frauen. Das Publikum weiß gar nicht, bei wem es mehr jubeln soll. Juliane Köhler kommt ganz zum Schluss, na klar. Aber Hanna Scheibe und Valerie Pachner: Das sind die Perlen in einer Krone, die überall funkelt.

Bei Tschechow selbst gibt es kein Glück. Ganz kurz vielleicht, im Moment des Verliebtseins. Was dann kommt, sind entweder Frust und Wodka oder jemand, der nicht ertragen kann, wenn andere glücklich sind. „Ich! Liebe! Meine! Frau!“, zischt Shenja Lacher, um gleich den Ekel zu benennen, der ihm auch so aus jeder Pore rinnt. Auch die Familie ist keine Lösung und der Fremde ohnehin nicht. Wahrscheinlich hat dieser Autor deshalb auf den Bühnen Konjunktur – als Gegenentwurf zu einem Diskurs, der Integration predigt und die Erfüllung im Privaten. Was in der Presse und im Kino nicht geht, genau das darf das Theater.

Tina Laniks Frauen scheitern im alten Russland und sind doch ganz von heute. Drei Reihen hat der Bühnenbauer entfernen lassen, um sie ganz nah zu uns heranzuholen. Diese Schwestern können so viel und wollen fast alles. Drei Sprachen sprechen und auch sonst vollgestopft mit Wissen und Sehnsucht. Nur dass das Glück nicht von alleine kommt, das weiß keine der Figuren. Der Münchener hat es 2015 da ganz leicht: Er braucht nur ins Resi zu gehen. In der ersten Reihe ein bisschen Wasser aus dem Gartenschlauch und auch weiter hinten drei Stunden Glück. Immerhin.

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