Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Residenztheater 2015)

R: Martin Kusej, D: Norman Hacker, Bibiana Beglau, Nora Buzalka, Johannes Zirner, Aufführung am 1. Januar 2015

Wer Reihe zwei kauft, hat den Hauptgewinn. Eins, A und B fehlen. Verletzungsgefahr. Fünf Meter Scherbenfeld zwischen Zuschauerraum und dem schmalen Grat, auf dem der Zerstörungskampf der beiden Paare läuft. Es wird gesoffen in diesen zwei Stunden und mit Gläsern geworfen, mit leeren und mit vollen. Martin Kusej und Bibiana Beglau sind Meister der Flaschen in Beziehungen. Petra von Kant lässt grüßen.

Was lernt man sonst an diesem Abend? Erstens: Norman Hacker. Je weniger Rollen so ein Stück hat, desto wichtiger wird dieser Mann. Der Hausmeister war großartig und Der Vorname irgendwie auch. Jetzt das. Eine unglaubliche Präsenz, die gleiche Liga wie Bibiana Beglau. Besser geht es nicht. Hacker flüstert, schreit, weint, füllt die Bühne und muss sich dafür diesmal gar nicht ausziehen. Zweitens: Nora Buzalka hat gefehlt in diesem Ensemble. Ein neuer Frauentyp. Nicht Vamp, nicht Fee, nicht Athletin und kein Mutter- oder Omatier. Ganz normal, groß, schlank. Man will sie öfter sehen. Drittens: Der Gott des Gemetzels und Der Vorname sind nur Aufgüsse. Diese Virginia Woolf ist das Original, das man sehen muss, vor allem wenn sich der Meister der Flaschen ans Werk macht. Und viertens: Es gibt ein Leben nach Krise und Zerstörung. Beglau und Hacker ganz am Ende: Es könnte weitergehen, auch wenn die größte aller Illusionen gerade in einem Schlund aus Schnaps, Betrug und Selbstkasteiung verschwunden ist.

2 Gedanken zu “Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Residenztheater 2015)

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