Phosphoros (Marstall 2014)

R: Anne Lenk, D: Juliane Köhler, Johannes Zirner, Katrin Röver, Genija Rykova, Franz Pätzold, Lukas Turtur, Thomas Gräßle, Katharina Pichler, Arthur Klemt, Aufführung am 18. Juni 2014

„Die Köhler, die hat sich dieses Mädchenhafte erhalten, irgendwie“, sagt die alte Männerstimme in Reihe zwei am Ende. „Das ist doch die Köhler, da links?“ Soviel zur lokalen Prominenz. Schauspielerei ist harte Arbeit. Text, Text, Text. Franz Pätzold kommt einmal völlig raus an diesem Abend. Erst fehlt ihm der Anschluss, und dann spielt er Zeilen, die gerades schon dran waren. Kichern im Ensemble. Sich sammeln. Weiter, weiter.

Diese neun Mimen sind Klasse. Stück und Inszenierung verlangen Klasse. Phosphoros ist wie Short Cuts für’s Theater, nur viel, viel schneller. Zig Geschichten, die parallel laufen und doch irgendwie zusammenhängen. Juliane Köhler: eben noch Psychiaterin oder Chorleiterin (eine der besten Szenen) und plötzlich Hund, wie jeder irgendwann einmal. Hecheln, zubeißen, schmusen. Dann wieder Chor sein, Wetterbericht, Sturm. Johannes Zirner: So einen Physik-Professor möchte man haben oder sein. Oder der Mann an der Hotelrezeption, Thomas Gräßle. Wunderbar.

Nur: Wohin führt das alles? Phosphoros ist geschrieben worden, weil das Residenztheater Nis-Momme Stockmann darum gebeten hat. Ein Beitrag zum Faustsommer. Der Akademiker Zirner, der sich nach der Anerkennung der Kollegen verzehrt und nach der schlauen Studentin, dem die Ehefrau egal ist und der in Juliane Köhlers Therapie nicht dazu kommt, seinen Traum zu erzählen. Ja. Das kennt man. Genija Rykova, die Rebellin, und Arthur Klemt, den verständnisvollen Zuhörer, hat man sogar schon gesehen (in Nymphomaniac, dort fast detailgleich in der Schluss-Szene). Ob Stockmanns Ideen bleiben werden? Ein paar der Figuren? Lauter Menschen, die sich um sich selbst drehen. Kein Platz für den Traum und die Qualen des anderen, nirgends. Das Leben als Chaos. Das kann man so sehen, wenn es denn so unterhaltsam ist wie hier.

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